Braucht es noch CFOs und Buchhalter – oder übernimmt die KI?
Als wir vor ein paar Jahren anfingen, über „KI im Finanzbereich“ zu sprechen, war das für viele eher ein Buzzword. Heute ist das Thema plötzlich konkret. Nicht theoretisch – sondern in echten Projekten mit messbarem Nutzen.
Ich begleite Unternehmen, die SAP Business One im Einsatz haben, bei der Erweiterung ihres ERP-Systems um KI-gestützte Funktionen. Zwei Anwendungsbereiche haben sich dabei als besonders wirtschaftlich und praxisrelevant herauskristallisiert:
1. Zahlungsprognosen mit KI – endlich echte Transparenz
Die klassische Liquiditätsplanung kennt ihre Grenzen. Zahlungsziele sagen wenig darüber aus, wann das Geld wirklich kommt. Viele Unternehmen haben Debitoren, die mal zu früh, mal viel zu spät zahlen – aber selten exakt pünktlich.
Ein Beispiel aus einem Maschinenbauunternehmen:
400 Debitoren, solide Auftragslage, aber ständig Unsicherheit bei der Liquidität. Gemeinsam haben wir ein KI-Modell aufgebaut, das historische Zahlungsverhalten, Mahnhistorien, Brancheninformationen und Saisonalität analysiert.
Das Ergebnis: eine Zahlungsprognose, die nicht auf Wunschdenken basiert – sondern auf Daten. Engpässe wurden sichtbar, bevor sie eintraten. Der CFO konnte fundierter entscheiden – und musste nicht mehr ständig Feuerwehr spielen.
2. Automatisierte Kontierung – weniger Aufwand, weniger Fehler
Der zweite große Hebel liegt in der operativen Buchhaltung. Viele Unternehmen erfassen täglich riesige Mengen an Einzeltransaktionen: Kreditkartenabrechnungen, Lieferantenrechnungen, Spesen. Meistens wiederkehrend, meistens manuell.
Ein E-Commerce-Kunde mit mehreren Tausend monatlichen Buchungen hat durch ein trainiertes KI-Modell über 85 % dieser Transaktionen automatisch richtig kontiert – inkl. Steuerlogik, Sachkonto und Kostenstelle. Die Buchhaltung prüft jetzt nur noch, was auffällt oder neu ist.
Und wie funktioniert das technisch mit SAP Business One?
SAP Business One ist im Standard nicht für KI ausgelegt – aber über die SAP Business Technology Platform (BTP) lässt sich genau das realisieren. Daten aus SAP B1 werden per Service Layer oder DI API an die BTP übergeben. Dort wird analysiert, bewertet und (optional) automatisiert gehandelt – zum Beispiel durch eine Rückspielung ins ERP oder eine Workflow-Auslösung.
Das Besondere: BTP ist skalierbar. Unternehmen können klein starten (z. B. mit Kontierung oder Zahlungsprognose) und nach und nach weitere Prozesse „intelligent machen“.
Kosten und Realität – kein Hype, sondern Kalkulation
Was oft nicht offen angesprochen wird: Solche Lösungen sind kein „Einmal klicken und läuft“-Produkt. Sie kosten:
• Beratungs- und Implementierungsaufwand (8–50 Personentage je nach Komplexität)
• Monatliche Betriebskosten für die BTP (100–1500 Euro, abhängig vom Verbrauch)
• Zeit für saubere Daten, Change Management und ggf. Nachtraining der Modelle
Aber: Die Wirtschaftlichkeit ist in der Regel nach wenigen Monaten spürbar – durch reduzierte Buchungsaufwände, geringere Fehlerkosten und bessere Steuerungsfähigkeit.
Fazit: KI ersetzt nicht – sie verschiebt
CFOs und Buchhalter bleiben zentral – aber ihre Aufgaben verändern sich. Der CFO wird zum Datenarchitekten und Entscheider auf Basis von Simulationen. Die Buchhaltung wird zum Kontrollzentrum – nicht zur Datenerfasserin.
Ich begleite Unternehmen bei genau diesem Wandel. Ohne Hype, ohne Beraternebel, sondern mit einem klaren Blick darauf, was heute in SAP Business One mit KI realistisch, wirtschaftlich und sicher umsetzbar ist.